Über 100 Handlungsvorschläge zur Reduzierung des Waldbrandrisikos

Am Mittwoch, dem 24. Mai 2023, stellten Staatsminister des Innern Armin Schuster und Wolfram Günther, ...

unabhängige Expertenkom. Waldbrände

... Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, im Pirnaer Kreistagssaal die Ergebnisse des Abschlussberichts der Expertenkommission „Waldbrände Sommer 2022“ Vertretern der Kommunen, der Feuerwehren und Hilfsorganisationen sowie der Verwaltung vor. Dabei sprachen die Fachleute über die Erkenntnisse aus der Kommissionsarbeit, aber auch über die nächsten Schritte zum Schutz der Bevölkerung.

„Der große Waldbrand im letzten Sommer in der Hinteren Sächsischen Schweiz hat unseren ehrenamtlichen Einsatzkräften unheimlich viel abverlangt. Jetzt gilt es die Erkenntnisse zeitnah aufzuarbeiten, zu erklären und umzusetzen, um für die nächsten Ereignisse bestmöglich vorbereitet zu sein“, erklärt Landrat Michael Geisler. Insgesamt weist der Abschlussbericht über 100 Handlungsvorschläge aus.

Zur Reduzierung des Waldbrandrisikos empfiehlt die Kommission beispielsweise eine stärkere Fokussierung auf standortheimische Laubmischwälder. Damit Einsatzkräfte in ihrer Arbeit nicht behindert oder gefährdet werden, sollte die Totholzanreicherung angrenzend an Wohnbebauung und Rettungswege minimiert werden. Wo munitionsbelastete Flächen im Umfeld bewohnter Gebiete nicht geräumt werden können, schlägt die Kommission vor, angrenzend geeignete waldbauliche Maßnahmen zur effektiveren Brandbekämpfung vorzunehmen.

Die Expertinnen und Experten sprechen sich außerdem für den Einsatz moderner Technologien zur Waldbrandfrüherkennung und -beobachtung sowie geeigneter Systeme zur schnellen Wasserversorgung aus. Handlungsbedarf sieht die Kommission bei der bedarfsgerechten Ausbildung und Ausstattung der Einsatzkräfte, der Erarbeitung spezifischer Waldbrandschutzkonzepte sowie der Optimierung der Aufbau- und Ablauf organisation im Krisenfall.

Innenminister Armin Schuster: „Die nach den Waldbränden im Sommer 2022 eingesetzte Expertenkommission hat uns im März dieses Jahres in ihrem Abschlussbericht zahlreiche Vorschläge unterbreitet. An deren Umsetzung arbeiten wir bereits intensiv. Der Bericht zeigt, dass die neue strategische Waldbrandschutzkonzeption des Freistaats eine belastbare Grundlage für die künftige Waldbrandbekämpfung ist.

Um den neuen Herausforderungen von Flächenwaldbränden begegnen zu können, sind im aktuellen Doppelhaushalt 30 Millionen Euro Sondermittel eingeplant. Diese werden wir für weitere Beschaffungen von Spezialtechnik in diesem und den nächsten drei Jahren einsetzen. Dafür danke ich dem Haushalts-Gesetzgeber. Aus diesen Mitteln wurden zum Beispiel bereits 15 neue Tanklöschfahrzeuge bestellt.

Ferner haben wir unsere Stabsarbeit analysiert und arbeiten an ihrer Verbesserung, auch durch neue Schulungsformate für Mitarbeiter. Zudem wird gerade unsere Novellierung des Sächsischen Gesetzes über den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz im Landtag beraten. Darin enthalten sind Maßnahmen für eine verbesserte Führungsstruktur und die Unterstützung der Kommunen durch Kostenübernahme bei Großschadensereignissen. Nach den Waldbränden im vergangenen Jahr hat der Freistaat Sachsen schnell reagiert – wir sind dieses Jahr besser vorbereitet. So haben am vergangenen Donnerstag sächsische Feuerwehren mit fünf Fahrzeugen die tschechische Feuerwehr bereits kurz nach Ausbruch eines Waldbrands am Prebischtor unterstützt.“

Forstminister Wolfram Günther: „Die Waldbrände vom vergangenen Sommer waren verheerend. Deshalb unternimmt die Staatsregierung eine große Kraftanstrengung für den Brandschutz. Gemeinsam mit dem Landkreis erarbeiten wir auf Grundlage der Empfehlungen, die uns die Expertenkommission gibt, eine Präventionsstrategie für die Nationalparkregion.

Parallel dazu haben wir schon gehandelt. Wir fördern Löschwasserzisternen in den Anrainerkommunen des Nationalsparks, wir haben mobiles Gerät angeschafft, damit die Nationalparkwacht Brandherde schneller erkennen und löschen kann. Und nicht zuletzt arbeiten wir an Aufklärung und Information der Besucherinnen und Besucher. Denn fast alle Waldbrände werden von Menschen verursacht. Umgekehrt gilt: Beim Schutz unserer Wälder können alle mitwirken. Es geht darum, den Nationalpark Sächsische Schweiz zu schützen, mit seinem Wert als einzigartige Naturlandschaft und als Entwicklungsmotor der Region.“

„Wir werden mit der Nationalparkverwaltung und den Ministerien eine gemeinsame Strategie zur zügigen Umsetzung der Handlungsempfehlungen abstimmen“, erklärt Landrat Geisler weiter. „Das wichtigste Ziel ist der umfassende Schutz von Wohnbebauung. Wir hatten im letzten Jahr mehr Glück als unsere tschechischen Nachbarn. Häuser waren glücklicherweise nicht betroffen gewesen. Doch ich will auch zukünftig vermeiden, dass im Landkreis bei einem Waldbrand Evakuierungen notwendig werden oder wir gar Gebäude brennen sehen. Der Bericht macht gute Vorschläge, die gilt es jetzt anzugehen.“

Abschließend appellieren Staatsminister und Landrat: „Bei den angekündigten warmen Tagen müssen wir im Wald besonders achtgeben. Schon eine weggeworfene Zigarette könnte zu viel sein. Alle Bürgerinnen und Bürger können aktiv und achtsam mitwirken – Wir alle sind Waldbrandverhüter.“

Die Expertenkommission „Waldbrände Sommer 2022“ war Ende August 2022 vom Sächsischen Kabinett eingesetzt worden. Ziel der Kommission war es, die Geschehnisse und Abläufe objektiv auszuwerten und daraus Maßnahmen zur besseren Prävention, Bekämpfung und Nachsorge von Waldbränden abzuleiten. Ihr stand als Vorsitzender Prof. Hermann Schröder, Leiter der Abteilung »Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement« im Ministerium des Innern für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg von 2015 bis 2022, zuvor Landesbranddirektor und Leiter der Landesfeuerwehrschule in Baden-Württemberg, vor.

Der Kommission gehörten ferner an:

  • für Katastrophenschutz und Feuerwehr: Andreas Rümpel (Amtsleiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz der Landeshauptstadt Dresden von 2003 bis 2021 und Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen e. V. von 2018 bis 2022),
  • für Kommunales und Verwaltung: Birgit Weber (2. Beigeordnete im Landkreis Bautzen von 2013 bis 2022),
  • für Naturschutz und Waldbau: Dr. Franz Leibl (Leiter der Nationalparkverwaltung Bayrischer Wald seit 2011),
  • für Wissenschaft, Technik und Forstwissenschaft: Manuela Böhme (Institut für Waldbau und Waldschutz der Technischen Universität Dresden von 2020 bis 2022) sowie Prof. Dr.-Ing. Ulrich Krause (Inhaber des Lehrstuhls Anlagentechnik und Anlagensicherheit, Institutsleiter für Apparate und Umwelttechnik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, seit 2011).

Der Bericht der unabhängigen Expertenkommission »Waldbrände Sommer 2022« steht auf den Internetseiten des Freistaates Sachsen unter https://lsnq.de/waldbraende2022 zum Download zur Verfügung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Mehr als 100 Fachleute sprachen mit Landrat Geisler und Minister Schuster und Günther über die Ergebnisse des Abschlussberichts der Expertenkommission „Waldbrände Sommer 2022“ Quelle: LRA Sächsische Schweiz-Osterzgebirge